Trockenmauer

Einleitung

Ursprünglich war für das Auswertungsprojekt eigentlich einzig die Erstellung der Feuchtfläche angedacht. Ganz früh in der Zeit der Ideenentwicklung zeigte sich am Rande des Projektgebiet eine teils völlig eingestürzte, ca. 60 Meter lange Trockenmauer. Von Bäumen und Sträuchern in Besitz genommen. Die Mauerruine lag zwischen Böschungsfuss und Wanderweg an südostexponierter Lage, angrenzend ans geplante Feuchtgebiet. Darüber, an Hanglage, eine kleine Extensivwiese als Rest eines ehemaligen Rebberges.

Diese Verbindung von Feuchtfläche und stark besonnter, trockener Lage, verbunden mit dem Waldrand, eröffnete eine neue Dimension:  ein strukturreiches Netz von Lebensräumen, die das Rietli zu einem vielfältigen Lebensraummosaik erwachen lässt. 

eingewachsene Trockenmauer in ursprünglichem Zustand
Trockenmauer frisch nach Bau, im Hintergrund die Extensivwiese

Trockenmauern bieten eine Fülle von verschiedenen Lebensräumen an. Heisse und kalte, trockene und feuchte, schattige und besonnte Plätze liegen auf engstem Raum nahe beieinander.

Eine Vielzahl von Insekten, Spinnen, Schnecken, Reptilien, Amphibien, Vögle und kleinere Säugetiere finden im Spaltensystem einer Trockenmauer ideale Rückzugs-, Jagd- und Überwinterungsmöglichkeiten. 

Die Erhaltung von Trockenmauern bedeutet somit Erhaltung von Lebensräumen und damit einen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt.

Blick zur Extensivwiese, die früher als Wingert genutzt wurde. Durch das Zuwachsen des Waldrandes droht diese zu verkrauten.
 

Wiederaufbau der Mauer 

vom 05. – 25. März 2019 unter der Leitung von „Natur Garten Patrick Reck GmbH“, Rebstein

In den Bau waren auch die SchülerInnen und LehrerInnen der Scuola Vivante involviert. Vom Kindergarten bis Ende Oberstufe gab es etliche Möglichkeiten zur Mithilfe – in einer Zeit, als die Klimajugend sich weltweit für die Erhaltung unseres Planeten einsetzte.

Patrick Reck führte die SchülerInnen vorgängig in das Projekt ein. Bereits in der ersten Begehung des Projektgebietes hatte Patrick Reck die zerfalle Trockenmauer entdeckt und darauf hingewiesen, dass die Verbindung der Feuchtfläche mit der Mauer und dem dahinter liegenden Waldrand das ökologische Potential um ein Vielfaches erhöht.

Abbau der alten Mauer

In einem ersten Schritt wurden die Bäume und Sträucher entfernt, die bestehende Reste der Mauer abgebaut und die Steine vor Ort zwischengelagert. Optimales Material für die Hintermauerung.

Der Eingriff wurde unterstützt von Martin Dürr, von „Dürr Baggerbetrieb AG“, Gams.

Vorbereitung Maueraufbau

Die alte Mauerböschung war mit der Blauen Brombeere vorherrschend zugewachsen. Die Wurzelstücke wurden möglichst entfernt.

Täglich umsorgte die Basisstufe die Mauerbauer mit einem feinen Znüni.

Raupen und Würmer die beim Abbruch zum Vorschein kamen ernteten bei den jüngsten SchülerInnen Mitleid, wurden bewundert und danach in die gegenüberliegende Wiese ausgesiedelt.

Die Hintermauerung fängt den Hangdruck ab und bietet schutz- und frostfreien Raum für eine Vielfalt an Lebewesen. Viele Möglichkeiten Schülerinnen und Schüler in diese Arbeit zu integrieren.

Das Fundament

In einem nächsten Schritt wurde das Fundament erstellt. Hinter den Sichtsteinen wurde Raum für die Hintermauerung von rund einem Meter Länge und einem Meter Tiefe erstellt.

Steinmaterial

Für die Sichtmauer wurden wurde 55 Tonnen geeignetes und landschaftstypisches Material aus dem regionalen Steinbruch Balzers FL verwendet (Quintener Kalk aus dem Helvetikum).

Die Steine der alten Mauer wurden vollständig für die Hintermauerung verwendet.

Der Mauerbau

Der Grundstein ist gelegt.

Nach den Vorarbeiten der Freilegung der alten Mauer und Fundamentbildung folgte die Fleissarbeit des Mauerbaus.

Ein Markstein vor der Trockenmauer zeigt die Grenze zwischen den beiden Ortschaften Buchs und Sevelen an. Die Trockenmauer wird somit zu einem liebevollen „Grenzwall“, der nicht trennt sondern Lebensräume verbindet.

Grundlage der Besiedlung von Trockenmauern bildet die ungehinderte Verbindung des Mauerkörpers zu den umgebenden Lebensräumen und zum Erdreich im Bereich des Fundamentes sowie der Mauerrückseite. Wichtig ist, dass kein Betonfundament verwendet, die Mauersteine nicht mit Mörtel verbunden werden und dass die Mauerrückseite nicht vom Erdreich (z.B. durch ein Vlies) getrennt wird. 

Die Hintermauerung

Für die Hintermauerung wurden die alten Steine der ursprünglichen Trockenmauer verwendet.

Mit grossem Engagement beteiligten sich die Schülerinnen und Schülern vom Kindergarten bis zur Oberstufe an dieser Arbeit.

Das Kunstwerk der Steinbearbeitung will geübt sein.

Der kurzzeitige Wintereinbruch störte die Weiterarbeit keinesfalls.

Die Arbeit am Aufbau der Trockenmauer ist fast abgeschlossen. Die Mauerkrone wir mit Simmikies abgedeckt – Material aus der Simmi – einem Bach in einem Nachbarort.

Die letzten Aufräumarbeiten haben begonnen; der Schlussputz vor der Bepflanzung.

„Trockenmauern sind lebendige Bauwerke. In der traditionellen Bauweise haben sie nicht nur einen hohen kulturlandschaftlichen Wert, sondern sind auch aus der Sicht des Naturschutzes von größtem Interesse.“ 
www.arge-naturschutz.at
Die Bepflanzung der Mauerböschung mit Wildblumen

Die Mauerböschung und die Mauerkrone wurde mit 38 Arten von Wildstaudensetzlingen bepflanzt. Ergänzend wurde eine Ansaat mit UFA-Wildblumenwiese trocken CH-G getätigt.

Diese Saat besteht zu 100% aus einheimischen Wildgräsern und Trockenblumen.Dies Arbeiten übernahmen die SchülerInnen der Scuola Vivante unter fachkundiger Anleitung von Patrick Reck.

„An Trockenmauern leben zahlreiche Räuber, z.B. Spinnen, Reptilien sowie div. Insekten.
Besucher aus benachbarten Lebensräumen (z.B. Schmetterlinge, Florfliegen, Solitärbienen und -wespen, Käfer und Wanzen), welche die Mauer als Ruhe- und Wärmeplatz brauchen, stellen die Beute dieser Jäger dar.“ 
Quelle: stonewalls.ch

Trockenmauer Rietli Buchs SG, Mai 2020