Wasser

Überblick

Die Etappe 2 bestand in der Aufwertung von 70 Aren der ehemaligen Feuchtfläche, die intensiv als Naturwiese bewirtschaftet wurde. Dazu wurde der Oberboden abhumusiert, Vertiefungen ausgehoben sowie die Drainagen in diesem Bereich aufgelöst. Der vorhandene Quellaufstoss sichert eine permanente Wasserfläche.

Der Quellbereich ist naturnah gestaltet. Die Ufer sind flach ausgebildet um so den Zugang zum Gewässer zu ermöglichen. Entlang der Ufer wird sich eine naturnahe Hochstaudenvegetation einstellen (Schilf, Spierstaude) Rund um die Quelle und nördlich des Baches ist ein Freizeitbereich entstanden. Dieser beinhaltet einfache Sitzgelegenheiten, die zum Beobachten und Verweilen einladen.

Ein temporärer Einstau ermöglicht zudem die Überschwemmung von Teilflächen im Sommer. Damit sind gute Voraussetzungen für die Entstehung von Streu- und Wasserflächen geschaffen. Diese führen permanent Wasser und sollen insbesondere auch als Laichgewässer für Amphibien dienen.

An den Uferbereichen wurde eine artenreiche Blumenwiesen angesät. Im westlichen Bereich ist eine Extensivwiesenverbindung mit den bestehenden Flächen und als Ergänzung zum aufgewerteten Waldrand geschaffen worden. Es entsteht ein Lebensraummosaik, welches die Etappe 1 ideal ergänzt. In der Kombination entsteht ein attraktiver Naherholungs- und Naturerlebnisraum. Der Unterhalt der Flächen erfolgt weiterhin durch die Landwirtschaft. 

Projektgebiet vorher
Projektgebiet nach Abschluss Etappe 2
Quellaufstoss

Das Herzstück bildet der Quellaufstoss (Karstquelle), die auch in trockenen Zeiten zuverlässig Wasser speist. Ursprünglich wurde diese auf dem Projektgebiet gefasst und in den nahen Röllbach abgeleitet. Der Quellaufstoss ist nun geöffnet und sichert eine permanente Wasserfläche.

 Die Sage „Die Schlange im Feldrietli“ deutet darauf hin, dass diese Quelle bereits in früheren Zeiten bekannt und dort aktiv war.

Schon im Vorfeld  haben sich die Schüler Gedanken gemacht und experimentiert wie die Wassermenge, die beim Quellaufstoss hervorsprudelt, gemessen werden kann. Mit Hilfe von Projektplaner Ruedi Staub und spezifischen Messgeräten finden sie die Lösung: rund 600 Liter/Minute.

Kurzvideo Quellfassung
Quellaufstoss vor der Öffnung
Quellaufstossnach der Öffnung

Die Architektur
Das Höhenmodell, die Architektur der Anlage, erstellt von Rudolf Staub, Renat GmbH

Verschiedene Zonen und Wassertiefen kennzeichnen die Anlage. Dunkelblau sind die permanenten Wasserflächen, die tiefer liegen als das Auslaufbauwerk. Hellblau und blau schraffiert ist der temporäre Einstaubereich, die Streueflächevegetation fördert. Dieser kann im Herbst/Winter für die Bewirtschaftung entwässert werden. Die südlichen Gewässer sind vom Hauptgewässer getrennt. Erst Regenfälle füllten zwischenzeitlich dieses Seitengewässer. Dadurch entstehen unterschiedliche Wasser- und Temperaturverhältnisse. 

Die Vorbereitung

Vermessung des Projektgebietes

Für die Erstellung des Höhenmodelles musst das Projektgebiet vermessen werden. 

Die 70 Aren Feuchtfläche der Etappe 2 im Rietli sind festgelegt und werden vermessen. Eine Arbeit die die Oberstufenschüler der Scuola Vivante unter der Leitung des pensionierten Vermessungstechnikers Toni Jehli von FKL & Partner AG ausführten.

Der Quellaufstoss im nördlichen Teil des Areals soll die Feuchtfläche mit Wasser speisen. Er ist der höchste Punkt in der Vermessung.

In der Schweiz sind 90 % der Feuchtgebiete in den letzten 150 Jahren verschwunden. Gründe dafür sind Landbedarf, Übernutzung und Entwässerung. 40% der lebenden Tier- und Pflanzenarten sind auf Feuchtgebiete angewiesen. 
Quelle www.artenschutz.ch (PDF)

Der 10 Meter Raster wird aufs Rietliareal übertragen und jeder einzelne Punkt vermessen. Mit diesen Daten kann nun ein Höhenprofil erstellt werden, das zur Berechnung des Aushubs des Teiches führt.

Umsetzung der Etappe 2  

 15. März 2020 – Ende Mai 2020

Das ideale Zeitfenster für die Umsetzung der Etappe 2 zu finden war, nicht einfach. Die beiden Monate Januar und Februar, waren durch nasswarmes Wetter geprägt. Der geplante eingriff musste verschoben werden. Das Abtragen und Verschieben der rund 1200 m3 grossen Erdmassen mit schweren Maschinen erfordert gefrorenen oder trockenen Boden. Verdichtungen und damit verbundene Bodenschäden durch Bagger und Transporter müssen und sollen vermieden werden. Schwierig im Rietli, ursprüngliches Moorgebiet, durch Drainagierung während der Melioration trockengelegt, für den Landwirt jedoch nur bei trockenem Untergrund bewirtschaftbar. 

Die Umsetzung startete am ersten Tag des ersten Lockdowns. Eine längere Trockenperiode war angesagt. Der direkte Einbezug der Schülerinnen und Schüler war nicht mehr möglich – dafür nahm die regionale Bevölkerung rege und mit viel Wohlwollen am Entstehungsgeschehen teil.

Enge bodenkundliche Begleitung durch Ladina Imper von Impergeologie war erforderlich. Am 15. März, der Beginn eines idealen zweiwöchigen Zeitfensters, gab sie grünes Licht für die Umsetzung. 

Projektteam Etappe 2

Als Vorbereitung zur Abhumusierung wird das Höhenmodell auf das Projektgebiet übertragen.

Die Arbeiten führen Serafin Reck und Visar Thaqi von „Natur Garten Patrick Reck GmbH“ aus.

Der Bau

Der Baustart erfolgte zu Beginn einer Trockenperiode, am 19. März 2020. Den Aushub tätigt Martin Dürr von „Dürr Baggerbetrieb“. 

Das Abtragen und Trennen des Oberbodens (Humusschicht), der Lehmschichten und des Torfes erfordert viel Feingefühl und Erfahrung.  Für den Bodenschutz wurden zur Verringerung des Auflagedruckes Baggermatratzen und Baumstämme notwendig. 

Aushub

Deutlich sind drei Schichten erkennbar (Oberboden, Lehmschicht, Torf).

Das lehmige Material fand bei den Wasserflächen als Abdichtung Verwendung.

Der Aushub (Oberboden/Torf) sollte eigentlich direkt mit dem Miststreuer auf die benachbarten Ackerflächen ausgebracht werden. Aufgrund des durch Regenwetter verzögerten Projektstarts musste der Aushub für die spätere Ausbringung vorerst auf der Projektfläche zwischengelagert werden.

Die abhumusierte Fläche nimmt Form an. 
Humusdepot vom Aushub
Drainage

Die vorhandenen Drainageleitungen (Entwässerung) wurden entfernt bzw. abgehängt. Eine neue Drainageleitung sicherte die Ableitung aus dem hinteren landwirtschaftlich genutzten Teil.

Lesesteinhaufen

Vor Ort gefundene Lesesteine bilden ein Strukturelement im zukünftigen Gewässergrund. Die Steine schaffen ein festes Substrat für Kleinlebewesen im Gewässer.

Der Teichmönch

Der Teichmönch als Auslaufbauwerk reguliert die Wasserhöhe des neu entstandenen Weihers. Der Wasserstand ist somit individuell einstellbar. Der Teichmönch ist auf einer Betonplatte verankert und mit der bestehenden Leitung Richtung benachbarten Röllbach verbunden.

Für die Zeit der Montage der neuen Leitung an den Teichmönch wurde mit Hilfe der Buchser Feuerwehr der bestehende Abfluss mittels eines Luftkissens abgedichtet und das Quellwasser mit einer Wasserpumpe abgeleitet.

Der Anschluss der neuen Leitung an den Teichmönch und an die bestehende Leitung erfordert grosse Präzision und handwerkliches Geschick.

Coronakonform: Projektleiter Jürg Mäder, Baggerfachmann Martin Dürr, Projektplaner Rudolf Staub
Patrick Reck, Inhaber von Natur Garten Patrick Reck, und Projektplaner Rudolf Staub von Renat GmbH. 
Quellfreilegung

Die Arbeit an der Quelle erforderte äusserste Sorgfalt und Fachkundigkeit. Es besteht die Gefahr vom Versiegen. Deshalb erfolgte beim Quellhorizont (Bereich oberhalb der Quelle) kein Eingriff, einzig einzelne Hindernisse im Wasserfluss wurden entfernt. Die Schüttung der Quelle hat sich seither erhöht, Kinder nutzen diese rege zum Spielen.

Die Quellöffnung – die Öffnung der Quelle
Höhepunkt der Etappe 2

2. April 2020: Mit dem Abschluss der Montage des Auslaufbauwerks ist die Grundlage für die Öffnung der Quelle gelegt – ein mit Spannung erwarteter Moment.

Das von der Quelle abgewandte Ufer wurde abgeflacht.

Geplant war diesen Moment mit einer Feier zusammen mit Gästen zu geniessen. Corona machte einen Strich durch die Rechnung. So war das Projektteam, Heini Senn und Ruedi Senn von der Ortsgemeinde, sowie Menschen, die sich zufällig im Projektgebiet aufhielten anwesend.

Die Wasserflächen nehmen Gestalt an.
Abschluss Bau

Der neu gestaltete Quellbach macht die Quelle erlebbar. Das Hauptgewässer weist aufgrund der kräftigen Schüttung der Quelle von rund 600 l/min tiefe Temperaturen auf.

Die südlichen Gewässer sind vom Hauptgewässer getrennt. Die Torfschichten haben sich dabei als weitgehend wasserundurchlässig erwiesen. Erst Regenfälle füllten zwischenzeitlich dieses Seitengewässer. Dadurch entstehen unterschiedliche Wasser- und Temperaturverhältnisse

Die Wasserflächen werten die Landschaft als Naherholungsgebiet stark auf. Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung sind entsprechend positiv. Dabei werden vor allem grosse Wasserflächen als Aufwertung empfunden.

Am Ufer dienen einzelne Wurzelstöcke sowie einige kleinere Gebüschgruppen als Strukturelemente. Mit den vor Ort angetroffenen Steinen wurde eine Kleinstruktur erstellt.

Bei guten Bodenverhältnissen konnte der Humus mit einem Miststreuer als Kompostgabe auf Ackerflächen ausgebracht werden. Die Verwertung wurde bodenkundlich begleitet.

Das Projektgebiet bleibt in der landwirtschaftlichen Nutzung. Der Pächter Hansruedi Moser beim Fräsen für die Wiesenblumenansaat.
Abschliessende Umgebungspflege

Die Randflächen wurden im Mai eingesät. An den feuchteren Stellen wurde eine «UFA-CH G Wildblumenmischung feucht» verwendet. Die gefrästen ehemaligen Fettwiesen wurden mit einer «UFA-CH G Wildblumenmischung mit einem erhöhten Blumenanteil» eingesät

Im nördlichen, neu angesäten Bereich, wacht eine neugepflanzte landschaftlich markante Eiche als Tor zum Aufwertungsprojekt. Ein Gitter dient als Biberschutz, sollte dieser das Gebiet entdecken.

Die seit der Etappe 1 bestehende Informationstafel gibt einen Überblick über die drei Etappen im Rietli.

Das Rietli ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Die Forstgemeinschaft GRABUS, die schon die Aufwertung des Waldrandes von Etappe 1 tätigten, erstellten zwei Sitzbänke. Sie laden zum Verweilen und Geniessen ein.

Die Etappe 2 des Aufwertungsprojekts Rietli ist abgeschlossen, es geht nun in den Unterhalt über.

Ein Lebensraum für bedrohte Pflanzen- und Tierarten und Naherholungsraum für den Menschen.

April 2021